Countdown für Kölner Großmarkt neu gesetzt!

Köln – Raderberg. Der Rat der Stadt Köln hat in seiner Sitzung am 11.07.2017 für die Realisierung der Parkstadt Süd einen zeitlichen Rahmen festgesetzt. In 2024 soll ab der zweiten Jahreshälfte mit der Freistellung des Geländes, damit die Investoren freies Bauland für die Parkstadt Süd erhalten, begonnen werden. Der Kölner Großmarkt, der sich ebenfalls noch auf diesem Gelände befindet, muss bis dahin weg sein.

Die Zeit drängt, zumindest aus Sicht der Verwaltung und des Rats. Aus diesem Grunde hat sich die Verwaltung in der Beschlussvorlage für den Wirtschaftsausschuss vom 22.06.2017 unter TOP 8.2 auf zwei Alternativen beschränkt. Die Verlagerung des Kölner Großmarkts nach Marsdorf oder die Schließung im ersten Halbjahr 2024. Kein weiteres Prüfen alternativer Standorte mehr, keine weiteren Verzögerungen, der Großmarkt muss bis spätesten Mitte 2024 so oder so für die Realisierung der Parkstadt Süd das Feld räumen.

Wir als Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt e.V. sehen in der Schließung des Großmarkts für die Händler und Unternehmer auf dem Großmarkt aber auch die Bürger Kölns keine Option!

Wir haben uns aus diesem Grund im Namen der auf dem Großmarkt ansässigen Händler und Unternehmer in einem offenen Brief vom 03.07.2017 an den Rat und die Oberbürgermeisterin gewandt und auf die Bedeutung des Kölner Großmarkts für die Stadt Köln hingewiesen. Wir haben hier ebenfalls zwei Alternativen genannt:

Verbleib am jetzigen Standort mit Umgestaltung und Integration in die geplante Parkstadt Süd

oder

Verlagerung nach Marsdorf

In 2007, also vor 10 Jahren, hat der Rat der Stadt Köln erstmals den Beschluss gefasst, den Kölner Großmarkt nach Marsdorf verlagern zu wollen. Bis heute folgten einige Planungen und Gutachten, verschleppt, in der falschen Reihenfolge (Lärmgutachten nach den bereits vorgelegten ersten Planungen der Fa. Diederichs) oder höchst umstritten im Bezug auf die Finanzierung (Machbarkeitsstudie – Finanzierung durch ÖPP). Unsere Einwände und Vorschläge haben in allen Belangen kaum oder gar kein Gehör erhalten. Die ebenfalls seinerzeit zugesagte Planungssicherheit für die Händler und Unternehmer ist heute nicht mehr gegeben.

Auch sind die einst zugesagten Sanierungsmaßnahmen bis heute ebenso ausgeblieben, so dass der heutige Gesamtzustand des Kölner Großmarkts dementsprechend zu wünschen übrig lässt. Aktuelle größere Projekte laufen ebenso zäh bis gar nicht. Dazu zählen die schon seit vielen Jahren längst überfälligen Brandschutzmaßnahmen in der Großmarkthalle, die nun erneut stocken, die völlige Unklarheit, wie man sich den Herausforderungen stellen möchte, die sich im Rahmen der 3. Baustufe der Nord Süd Stadtbahn stellen möchte, uvm.

Wir, die Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt e.V. sehen daher im Hinblick auf all diese Aspekte die Zukunft des Kölner Großmarkts daher in sehr viel mehr Eigenverantwortlichkeit der Händler und Unternehmer als wie bisher. Aus diesem Grund haben wir vorgeschlagen, den Kölner Großmarkt künftig in einer Genossenschaft als Betreibergesellschaft mit Beteiligung der Stadt Köln zu führen. Die Händler und Unternehmer benötigen zudem klare Signale der Stadt Köln, um sich hier für deren eigene Zukunft auch einbringen zu können.

Der Rat der Stadt Köln hat unser Anliegen verstanden und unsere Vorschläge aufgegriffen. Zuvor wurde in einer eigens einberufenen Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses am 10.07.2017 die Beschlussvorlage vom 22.06.2017 entsprechend abgeändert formuliert. Wie aus der Niederschrift vom 10.07.2017 erkennbar ist, haben sich mit Ausnahme der FDP alle Beteiligten für eine Verlagerung des Kölner Großmarkts nach Marsdorf ausgesprochen.  Die Schließung des Kölner Großmarkts ist zunächst einmal vom Tisch.

Der Kölner Großmarkt wird nach Marsdorf verlagert, bis 2020 soll das Planungs- und Baurecht geschaffen sein. Der Zeitrahmen wird auf Mitte 2024 festgesetzt. Nun folgt zunächst eine Prüfung, ob unserer Vorschlag bzgl. der Betriebsform nach europäischem Recht überhaupt machbar ist. Zudem soll die Stadtverwaltung sich mit uns bezüglich der Betriebsform als auch des tatsächlichen Flächenbedarfs abstimmen.

Wir erachten es als sinnvoll, eine Art Businessplan zu erstellen, d.h. die Ermittlung verlässliche Zahlen, wie viele Händler und Unternehmen nach Marsdorf verlagern werden und wie viel Fläche sie benötigen, usw.  Grundsätzlich sollte auf dem geplanten Großmarkt neben dem Schwerpunkt frische Produkte auch wie bisher weitere Lebensmittel, wie Feinkost, exotische Spezialitäten und Getränke gehandelt werden. Aber auch die sogenannten affinen Unternehmen, die für den Betrieb eines Großmarkts unerlässlich sind, müssen hier erfasst und berücksichtigt werden. Dazu zählen Lager- und Transportlogistiker, Kälte- und Klimatechnik, LKW- und Staplertechnik, Tankstellenbetreiber, usw.

Im Bezug auf die Ansiedlung der Händler und Unternehmer haben wir das Radeberger Modell vorgeschlagen, d.h. Überlassung von Flächen rund um die zentrale Markthalle auf Basis Erbpacht oder Verkauf. Die Errichtung von Gebäuden soll im Rahmen eines detaillierten B-Plans erfolgen können, der auch die Ergebnisse des Lärmgutachtens berücksichtigt.

Unser Ziel ist es, den Kölner Großmarkt wirtschaftlich, effizient aber auch attraktiv für die Ansiedlung neuer Unternehmen zu betreiben. So z.B. sehen wir im Bereich BIO-Ware erhebliches Potential.

Für eine wachsende Großstadt wie Köln, aber auch die Metropolregion KölnBonn stellt ein Großmarkt die Versorgung mit Lebensmitteln, vorzugsweise frische Ware, abseits des gebundenen Lebensmitteleinzelhandel sicher. Er versorgt die Wochenmärkte, kleinen Lebensmittelgeschäfte, Gastronomen, Kioske, eben all jenes, was die derzeitige Veedel-Kultur Kölns ausmacht. Gerade für die kulturelle Vielfalt, wie sie in dieser Region anzutreffen ist, kann ein Großmarkt wie der Kölner Großmarkt auch den entsprechenden Bedarf decken.

Es gibt aber auch hartnäckige Gegner des Großmarkts, hier die Bezirksvertretung Rodenkirchen und vor allem die Bezirksvertretung Lindenthal. Wie dem Auszug aus der 24. Sitzung vom 26.06.2017 entnommen werden kann, möchten die hier aktiven Vertreter einiger Kölner Bürger den Kölner Großmarkt ohne Wenn und Aber geschlossen sehen. Auch mit Blick auf die Protokolle der letzten 10 Jahre nach dem Beschluss der Verlagerung des Kölner Großmarkts nach Marsdorf wird die Systematik, wie hier immer wieder Sand ins Getriebe  geschüttet wurde, mit dem Ziel die Verlagerung nach Marsdorf zu verhindern, offenbar.

Zurück zur Zukunft des Kölner Großmarkts. Hier sollte bei der Planungen das Thema erneuerbare Energien, E-Mobilität, usw. ebenfalls berücksichtigt werden. Schon heute werden E-Stapler auf dem Großmarkt eingesetzt, E-Lieferfahrzeuge ist hier der nächste logische Schritt. Der neue Großmarkt benötigt daher auch E-Tankstellen. Im Bezug auf den Verkehr schlagen wir langfristig die Etablierung eines Autobahnanschlusses, ggfs als Erweiterung des vorhandenen ähnlich wie der von Klettenberg / Eifeltor der direkt in das Gewerbegebiet führt und die übrigen Straßen entlastet. Es gibt viele innovative Ideen rund um ein neues Zentrum, dass abseits des gebundenen Lebenmsitteleinzelhandels und Discounter eine Stadt wie Köln, sowie das Umland mit frischen Produkten, Feinkost und exotischen Spezialitäten versorgt.

Alle Händler und Unternehmer auf dem Kölner Großmarkt oder aber auch Interessenten dazu aufgefordert, sich an diesem Prozess zu beteiligen. Eine Mitgliedschaft in der Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt e.V. ist ein erster Schritt. Aber auch aktive Mitarbeit, z.B. in einem zu gründenden Arbeitskreis für die Planungen für den neuen Großmarkt, sei es baulich als auch betrieblich, ist hier von großer Wichtigkeit.

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