Am 19.01.2023 startete die Stadtverwaltung eine Marktsondierung mit dem Ziel für den geplanten Großmarkt am neuen Standort auf einer mit etwa 10 ha verkleinerten Fläche einen Investor zu finden, der Bau und Betrieb eines neuen Frischzentrums übernimmt.
Das Ergebnis dieser Sondierung ist (leider) nicht unerwartet, es hat sich kein Investor gefunden, der die von der Stadt Köln vorgestellten Planungen zum Bau und Betrieb des neuen Frischzentrum in Marsdorf auf der etwa 10 ha großen Fläche umsetzen möchte.
Das Scheitern dieser Marktsondierung ist Teil der Strategie der Stadtverwaltung, um sich wie schon seit mehr als Jahrzehnt vor der Umsetzung der vom Rat in 2007 beschlossenen Verlagerung zu drücken. Hier trifft Unvermögen und Bequemlichkeit der Stadtverwaltung auf machtpolitische Spielchen der Lokalpolitik.
Doch eins nach dem anderen. Lesen Sie nachfolgend die Hintergründe zu dieser weiteren Posse echt kölscher Städtepolitik.
Am gleichen Tag noch tagt der Wirtschaftsausschuss und erhält so zeitgleich mit der Veröffentlichung erstmals Kenntnis von der Durchführung der Marktsondierung.
Die Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt e.V., die an sämtlichen Tagungen des Gremiums zur Erarbeitung von Konzepten für die Verlagerung als Vertreter der Händler teilgenommen hatte, erhielt nur indirekt eine Pressemitteilung der Stadt Köln zugeleitet.
Dies war die erste Aktion der Stadtverwaltung seit mehr als 8 Monaten, nachdem sie die Tagungen des Gremiums mit der letzten Tagung im Mai 2022 ohne Kommentar geschweige denn einer Begründung eingestellt hatte.
In dem gemeinsamen Gespräch mit der Oberbürgermeisterin am 07.11.2021 wurde eigentlich zugesagt, dass noch im November 2021 eine europaweite Ausschreibung für den Bau und Betrieb des künftigen Frischezentrums in Marsdorf erfolgen wird, und zwar mit dem Ziel, im ersten Quartal 2023 einen Investor zu finden, der das Vorhaben auch entsprechend umsetzen wird. Eine Ausschreibung ist allerdings etwas ganz anderes als eine Marktsondierung.
Mit Blick auf die Marktsondierung bzw. die Unterlagen wird rasch deutlich, warum die Stadtverwaltung hier absichtlich jegliche Kommunikation in Richtung der Händler und Unternehmer als auch Politik und IHK Köln unterlassen hat.
Das Exposé weist grobe Mängel und falsche Angaben auf. Sei es die Fakten zum bisherigen Großmarkt als auch die Fakten zum geplanten Großmarkt. So stehen von den 10 ha gerade einmal 8 ha im Besitz der Stadt Köln. Die 2 ha sind zum einen Privatbesitz und zum anderen schränken hier Abstandsflächen zur Autobahn die Nutzung ein.
Die vorgestellten Varianten für die Verkaufshalle sind allenfalls grobe Skizzen, die im Januar 2022 gemeinsam mit der Stadtverwaltung, den beauftragten Experten und Vertretern der Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt e.V. besprochen worden sind. Was hier völlig außen vor gelassen worden ist, ist das Ergebnis dieses Workshops, nämlich dass die verkleinerten Flächen in Marsdorf nicht ausreichen, um hier zumindest den jetzigen Flächenbedarf bei einer Verlagerung abzudecken, geschweige ausbaufähig sind.
Die Idee der zweigeschossige Variante kommt von der Stadtverwaltung. Hier wird Zürich (Schweiz) mit dem Zürcher Engrosmarkt als Vorbild genommen. Was hier allerdings nicht berücksichtigt worden ist, dass dies nur die Verkaufshalle ist und die affinen Unternehmen, wie Logistik sich im Umfeld befinden. Der Kölner Großmarkt hingegen soll nach Planungen der Stadtverwaltung jedoch künftig ohne affine Unternehmen wie Logistik, Staplerwerkstätten, Klimatechniker, Lagerlogsitik, Cash & Carry Anbieter, Entsorger, usw. auskommen, und das obwohl die Stadtverwaltung Kenntnis über die starken Synergieeffekte dieser Standortgemeinschaft hat. Auch was die Baukosten anbetrifft, so sind diese naturgemäß um ein Vielfaches höher angesiedelt, als eine ebenerdige Lösung. Aber ausschlaggebend für die fehlende Eignung ist letztlich der Umstand, dass die Stadtverwaltung den geplanten Betrieb als defizitär erachtet und hier wegen einer vorgeblich unerlaubten Beihilfe nach EU-Recht eine wie auch immer geartete Beteiligung der Stadt Köln weiterhin kategorisch ablehnt.
Wieso soll ein Investor Bau und Betrieb übernehmen, wenn bereits jetzt schon klar ist, dass der betrieb defizitär sein wird? Die Stadtverwaltung hat demnach eine Marktsondierung durchgeführt, wobei das Ergebnis, also das Scheitern der Sondierung von vorne rein vorgesehen war.